Hypericum perforatum – Echtes Johanniskraut

Pflanze

Johanniskraut wächst an einem Stengel mit zwei Längsleisten. Die Blätter sind länglich bis elliptisch geformt mit vielen kleinen durchscheinenden Punkten. Die Doldenblüte mit jeweils 5 Kronblättern leuchtet gelb.
Durch Zerreiben färben sich die Blüten dunkelrot.

Standort

Johanniskraut wächst in Europa, Amerika und Asien an trockenen, warmen Wegrändern, Waldrändern, auf Waldwiesen und bei Gebüschen.

Inhaltsstoffe

Ätherisches Öl, Hypericin (rotes Pigment), Flavonide, Gerbstoffe und Hyperforin, Harz

Heilwirkung

Hypericin wirkt beruhigend auf das Nervensystem. Es schützt vor Reizüberflutung, stabilisiert bei Ängsten , Stress und Schlafstörungen durch Überreizung.
Es hat sich bewährt bei Neuralgien, Kopfschmerz, Gürtelrose und Rheuma.
In der Phytotherapie spielt Hypericin eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Depressionen und nervösen Erkrankungen.
Hypericin reduziert die Umwandlung von Dopamin in Noradrenalin.
Durch diese Hemmung wird Entspannung gefördert und Depressionen gemindert.
Johanniskraut gilt als Stimmungsaufheller. Hypericin, der wichtigste Inhaltsstoff, wirkt photosensibilisierend. Eine Überdosierung führt zu einer überhöhten Lichtempfindlichkeit.
Aus diesem Grund sollten PatientenInnen während der innerlichen Anwendung grelles Sonnenlicht, Höhensonne und Solarien meiden.
Äußerlich wird Johanniskraut als Öl oder Salbe bei Rheuma, Verstauchungen und schlecht heilenden Wunden aufgetragen.

Volkswissen

Johanneskraut galt als besonders wirksam, wenn es am Tag des Johanni gesammelt wurde.
Am 24. Juni, dem Johannistag, wird der höchste Stand der Sonne mit dem Johannisfeuer gefeiert.
Der Legende nach soll es aus dem Blut Johannes des Täufers entsprossen sein.
Im germanischen Fest der Sonnenwende wurde Johanniskraut als Schmuck für Altäre und Opfertiere verwendet.

Hypericum perforatum – Echtes Johanniskraut
Foto: Heide Trautmann

Ein Kranz aus Johanniskraut über einem Hausdach oder in Fenster sollte vor Blitz, Feuer, Dämonen und dem Teufel schützen.

„Als Liebesorakel diente es in Böhmen und Bayern. Dabei wurde das Kraut zerrieben, in ein Tuch gefüllt und dann ausgepresst. Je nachdem, welche Farbe der Saft hatte, fiel das Orakel aus:
Bist mer gut, gibts mehr Blut.
Bist mer gram, gibts mer schlam (Schleim).“ (siehe 2.)

Quellen:

  1. Der Kosmos-Heilpflanzenführer, Peter und Ingrid Schönfelder, ISBN 3-440-06954-0
  2. Das praktische Buch der Heilpflanzen, Manfred Bocksch, BLV Verlagsges. mbH, ISBN 3-405-14937-1

Anwendung in der Homöopathie

Verarbeitet werden ganze frische blühende Pflanzen nach Vorschrift 3a.

Leitsymptomatik:

Histiotrope Beziehung zum Nervensystem
Traumatische Alteration (Veränderungen) von Nervengewebe

Indikationen:

Folgen von Contusio (Prellung) und Commotio (Erschütterung),
Gehirn- und Rückenmarksverletzungen, Nervenläsionen.

Quelle:

Praxis der Homöopathie
Kurzgefasste Arzneimittellehre für Ärzte und Apotheker, Markus Wiesenauer, Hippokrates Verlag Stuttgart, ISBN 3-7773-0721-1

Klassische Homöopathie

Hypericum ist ein Mittel für Verletzungen, insbesondere für Verletzungen der Nerven und des Rückenmarks. Das Erkennungszeichen von Hypericum sind stechende und schießende Schmerzen.

Leit- und Bestätigungssymptome:

  • Verletzungen: Quetschungen, Lazerationen (Zertrümmerung oder Zerreißung von Gewebe)
  • Stichwunden in nervenreichen Körperpartien
  • Schmerzen nach einer Zahnbehandlung
  • Verletzungen der Wirbelsäule (Frakturen, Zerrungen) mit scharfen, schießenden Schmerzen
  • Verletzungen des Steißbeins infolge von Sturz, nach Prellung, Wehen und Entbindung
  • Stichwunden, Lazerationen oder Quetschungen der Fingerspitzen

Quelle: Handbuch der homöopathischen Leitsymptome und Bestätigungssymptome, Dr. med. Roger Morrison, Kai Kröger Verlag, Groß Wittensee,  ISBN 978-3-9801945-5-6

Erfahrung in der klassisch homöopathischen Praxis

Zu Beginn meiner Praxistätigkeit kam ein 86 jähriger Mann wegen seiner starken Atemnot. Seine Bewegungen waren sehr stark eingeschränkt. Er musste nach wenigen Schritten um Luft ringen.
Im Verlauf der Anamnese stellte sich heraus, dass er diese Beschwerden seit einem Verkehrsunfall vor 16 Jahren hatte. Bei diesem Unfall hatte er sich Verletzungen der Wirbelsäule zugezogen.
Durch einen Blick in das Repertorium fand ich schnell die Arznei.
„Asthma nach einer Verletzung der Wirbelsäule“
Hypericum war das einzige angezeigte Mittel.
Bei der Folgeanamnese nach 6 Wochen berichtete er erfreut, dass er wieder längere Spaziergänge an der frischen Luft ohne Einschränkung machen kann.

Im Verständnis der Astromedizin

Im Zentrum meiner Betrachtung steht das Zentrale Nervensystem, symbolisiert durch das Zeichen Wassermann und den Planeten Uranus.

Verletzung der Nerven

Nervenbahnen als Kommunikationssystem ordne ich dem Zeichen Zwillinge zu.
Hier findet der wichtige Austausch zwischen den verschiedenen Zellen statt.
Das Zeichen Wassermann steht mit Uranus für die übergeordnete Steuerung, das Netzwerk, die Rezeptoren und elektrischen Impulse.
Über die Zentren Gehirn und das Rückenmark werden Nervengewebe und Körperteile gesteuert.

Nervenimpulse (Uranus) entstehen vorwiegend in den Dendriten. Dendriten sind zweigartige Fortsätze von Nervenzellen.
Foto: Shutterstock.com

Nervenimpulse (Uranus) entstehen vorwiegend in den Dendriten.
Dendriten sind zweigartige Fortsätze von Nervenzellen.
Die primäre Aufgabe eines Dendrits ist die Aufnahme ankommender elektrischer Reize und die Weiterleitung zum Soma (Körper der Zelle).
Der elektrische Impuls (Uranus) kann auch unter Umgehung der Transmitterfreisetzung direkt auf den Dendriten weitergeleitet werden.         

Es gibt entsprechend ihrer Funktion folgende Nervenzellen:

1. SENSORISCHE NERVENZELLEN

  • Geben  Impulse von allen Rezeptoren des Körpers an das Zentralnervensystem

2. INTERNEURONE

  • Zwischengeschaltete Nervenzellen
  • Verarbeiten Impulse

3. MOTONEURONE

  • Motorische Nervenzellen
  • Veranlassen willkürliche und unwillkürliche Bewegungen

Das Schmerzempfinden entsteht durch eine Verletzung (Mars) des Nervs.

Die feinen Rezeptoren (Uranus) der aufsteigenden sensiblen Fasern melden den Schmerz an die Zentrale. 

Das Schmerzempfinden
Foto: Shutterstock.com

Betroffene beschreiben den Schmerz als stechend oder schießend. Er durchfährt den Körper plötzlich wie ein Blitz (Uranus).
Insbesondere bei Verletzungen des Bewegungsapparats vergleichen PatientenInnen den Schmerz mit Stromschlägen. 
Wir alle kennen das Empfinden, wenn der Bohrer bei der Zahnbehandlung auf den Nerv trifft.
An dieser Stelle hat sich in der homöopathischen Praxis die Arznei Hypericum bewährt. Auch wenn in der Folge einer Nervenverletzung Taubheitsgefühl oder Kribbeln (Neptun) entsteht, ist Hypericum angezeigt.

Depressionen und Angstzustände

In der naturheilkundlichen Praxis spielt Hypericin eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Depressionen und nervösen Erkrankungen.
Hypericin reduziert die Umwandlung von Dopamin in Noradrenalin. Durch diese Hemmung wird Entspannung gefördert und Depressionen gemindert.

Dopamin sorgt für Begeisterung und Erregung. Es steuert das Belohnungssystem des Gehirns , ist für Muskelbewegungen, Lernprozesse und Koordinationsfähigkeit zuständig.
Es wird bei Erfolg ausgeschüttet und erzeugt ein Gefühl von Freude (Jupiter) und Euphorie (Neptun). In Zusammenhang mit Suchtverhalten (Neptun) ist seine Bedeutung bekannt.
Ein zu niedriger Spiegel wird u.a. bei Angststörungen und Depressionen beobachtet.

Dopamin und Serotonin sind Teil komplexer Vorgänge mit Wechselwirkungen. Ein zu hoher Serotoninspiegel bremst die Dopaminaktivität und umgekehrt.
Beide Botenstoffe werden im Volksmund als Glückshormone bezeichnet.
In der Tat sind beide an der Stimmungsregulierung (Mond) beteiligt.

Noradrenalin wird im Nebennierenmark gebildet. Es ist einAktions- oder Stresshormon.

Es stärkt unsere Aufmerksamkeit in Körper und Geist. Noradrenalin steigert die Konzentrationsfähigkeit und kann sich günstig auf unsere emotionale Stabilität auswirken. Damit wirkt es Depressionen entgegen.
Ein erhöhter Spiegel an Noradrenalin wird u.a. bei Angststörungen und Hyperaktivität beobachtet.

Wenn ich die Wirkzusammenhänge im Zusammenhang mit Depressionen und Ängste beschreibe, komme ich nicht umhin, die Epiphyse (Zirbeldrüse) zu erwähnen.

Epiphyse

An dieser Stelle kommt die Epiphyse (Zirbeldrüse) ins Spiel.
Sie ist das zentrale Regulationsorgan für die Synchronisation (Uranus) des Vierundzwanzigstundenrhythmus.
Die Epiphyse dient als Lichtsinnesorgan („drittes Auge“)
Die photorezeptiven Zellen (Zellen mit Antennen, die Licht aufnehmen) weisen Ähnlichkeit mit den Photorezeptoren der Netzhaut auf und reagieren wie diese auf einen Lichtreiz.
Die Epiphyse wandelt das am Tage im Gehirn gebildete Serotonin in der Dunkelheit der Nacht in Melatonin um.
Sie kann u.a. die Hormone Melatonin und Noradrenalin in die Blutbahn freisetzen.
Eine weitere Melatoninproduktion findet sich in der Retina (Netzhaut) und im Ziliarkörper (ringförmiger Muskel, der für Akkommodation zuständig ist) . 
Dort beeinflusst Melatonin die Photorezeptoren (Uranus).
Die wichtigste Wirkung liegt in seinen hypnotischen, schlaffördernden Eigenschaften (Neptun).
Melatonin wird unter Stress vermehrt ausgeschüttet (Neptun).

Die Zirbeldrüse ordne ich dem Zeichen Wassermann zu, das Hormon Melatonin mit seinen Wirkungen den Fischen.

In diesem Zusammenhang fällt mir ein weiterer Patient ein. Er wurde beim Tennisspiel mit voller Wucht von einem Schläger auf einem Auge getroffen. Neben den Kopfschmerzen beschrieb er das Phänomen, immer wieder Lichtblitze zu sehen.
Auch ihm hat Hypericum geholfen. 

Blieskastel, 2. Dezember 2022